Kennt ihr das, wenn ihr manchmal, und meistens auch nur durch Zufall, so ganz nebenbei, in den Spiegel schaut und euch fragt, was eigentlich aus der gut gekleideten, mutigen, jungen Frau geworden ist, die ihr vorm Mamasein gewesen seid?
Mir ist gerade bewusst geworden, dass ich schon ewig nicht mehr richtig in den Spiegel gesehen habe. Mein Spiegelbild ist mir geradezu fremd geworden. Hingebungsvolle Stylingsessions, mutige MakeUp-Experimente oder „die Sache mit dem Kleiderschrank“ gehören leider der Vergangenheit an. Wenn ich mich im Badezimmer für den Tag fertig mache, ist der einzige Gedanke in meinem Kopf: Schnell, schnell, sie schläft gerade! Vielleicht schaffe ich ja gleich noch die Waschmaschine anzustellen. Oder mir etwas zum Essen zu machen. Oder – Trommelwirbel – zu duschen MIT Haare waschen!
Meine aktuellen Outfits bestehen im Grunde aus nur vier verschiedenen Stilloberteilen, die ich im Wechsel trage. Und ich bin schon riesig stolz darauf, dass ich diese vier guten Stücke überhaupt gefunden habe. Praktische UND bequeme UND stylische Stillmode ist nämlich alles andere als leicht zu finden. Dabei liebe ich Shoppen! Mein Schrank ist randvoll mit Kleidungsstücken, die ich vor der Schwangerschaft heiß und innig geliebt und getragen habe, aber zur Zeit würde ich gar nicht auf die Idee kommen, sie anzuziehen.
Nun gut, die Stillzeit dauert ja nicht ewig…
Aber auch danach werde ich den schicken Pünktchenrock vielleicht lieber auf dem Bügel lassen, schließlich muss man als Mama jederzeit gegen Matschfinger und Karottenspucke gewappnet sein. Und auf den Knien über den Spieleteppich robben.
Aber nun gut, auch diese Phase dauert ja nicht ewig…
Und ruckzuck vergehen die Jahre und ich hänge immer noch den lieben langen Tag in meiner kuscheligen Jogginghose rum. Möglicherweise vergesse ich sogar gänzlich, wie mutig ich mich früher gekleidet habe. Dass ich Kleidung angezogen habe, die besonders war und mir ein besonderes Gefühl gegeben hat. Dass ich Freude daran hatte, neue Outfits zu erproben, mit Mode, MakeUp und Haaren zu experimentieren. Freude daran, mich neu zu erfinden.
Als frischegebackene Mama habe ich das Gefühl, dass viele Kleidungsstücke, die ich früher mochte, weil sie meine Persönlichkeit unterstrichen und mir Ausdruck verliehen haben, heute einfach nicht mehr zu mir passen. Und manchmal, wenn ich in den Spiegel blicke, sehne ich mich zurück nach dieser Persönlichkeit. Sie war so mutig. Einzigartig. Und selbstbestimmt. Und alles andere als langweilig, schlabberig und mamamäßig.
Und dann schlucke ich diesen sentimentalen Kloß in meinem Hals und die Gedanken an früher hinunter und sage mir, ja, aber vielleicht ist sie ja gar nicht so weit weg, diese einzigartige Persönlichkeit. Und nicke mir wohlwollend im Spiegel zu.
Schließlich bin ich immer noch experimentierfreudig, habe Interesse an aktueller Mode und neuen Trends. Und das Wichtigste, ich habe nach wie vor Lust mich neu zu erfinden. Auch wenn es mir hier und da an Zeit mangelt und die Ansprüche an meine Kleidung enorm gestiegen sind, sollte es doch noch lange nicht unmöglich sein, das richtige Outfit für eine Mama mit Stil zu finden. Und damit meine ich nicht die lilafarbene Jogginghose anstelle der grauen. Sondern das besondere Outfit mit dem gewissen mutigen Etwas, in dem ich mich wohl fühle, das zugleich aber auch still- und kleinkindfreundlich ist.
Vielleicht fühlt es sich so an, das nächste Level der Modejunkies. Während vor der Schwangerschaft noch alles easy-peasy war, ist nun die Zeit für neue Herausforderungen gekommen – und zwar auch in Sachen Styling! Wenn dieses neue Mode-Level jemand schaffen kann, dann nur echte Mamas. Also: Los geht’s, jetzt wird die Sache angepackt. Wir müssen uns neu erfinden!
Und damit uns das etwas leichter fällt, habe ich hier noch eine kleine Liste mit Ideen zusammengestellt, was uns bei der Suche nach unserem neuen Mama-Stil helfen könnte:
- eine Modezeitschrift kaufen und Inspirationen darin sammeln
- mit einer Freundin shoppen gehen und sich ausgiebig von ihr beraten lassen
- den Kleiderschrank durchprobieren und rigoros ausmisten
- sich Zeit zum Nägel lackieren nehmen (die Hausarbeit kann auch mal warten…)
- bei youtube nach Anleitungen für Frisuren- oder MakeUp-Trends suchen
- einfach mal einen ganzen Tag lang knallroten Lippenstift tragen
- einen Termin beim Friseur machen
- sich für den nächsten Gang außer Haus mal richtig schick machen (auch wenn es nur der Gang zum Supermarkt ist…)
- sich ein Mama-Baby-Outfit überlegen, einfach weil’s Spaß macht 🙂
- …ach ja! Und natürlich andere Mamas nach ihren Lieblingskleidungsstücken fragen! Was tragt ihr am liebsten in dieser mamamäßigen Zeit???
Dieser Artikel erschien im Familybloggerzin „New Kiddis on the Blog“ (Ausgabe 2/2016).