Eigentlich dachte ich immer, Fremdeln sei so eine Babysache. Nirgends liest man darüber, dass auch Mamas fremdeln können. Zeit das zu ändern, denn nach 12 Wochen als Mama ist mir die Mama-Rolle noch immer ein wenig fremd.
Es fühlt sich ein bisschen so an, wie das letzte Teil eines großen Puzzles, das aus unerklärlichen Gründen nicht in seine Lücke passen mag – und das, obwohl man doch alle anderen Puzzleteile bereits voller Elan und Stolz richtig zusammengesteckt hat.
Oder wie dieses hübsche Oberteil, das man im Geschäft so toll fand und unbedingt haben musste – einige Zeit später holt man es freudig aus dem Schrank, streift es über, blickt in den Spiegel und fühlt sich einfach umwerf . . . äh nee, warte mal! Waren die Ärmel beim Kauf auch schon so kurz? Und diese Falten am Rücken fallen so komisch… Es scheint einfach nicht richtig zu passen.
So oder so ähnlich fühlt es sich gerade auch mit der Mama-Rolle an. Auf der einen Seite ist es wirklich umwerfend Mama zu sein und ein großer Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Ich bin mit viel Freude Mama und unglaublich stolz auf meine kleine Tochter sowie all die neuen Herausforderungen, die ich in den letzten Monaten und Wochen bewältigt habe. Aber das Mamasein fühlt sich nicht so ganz an wie ich. Es passt mir noch nicht richtig.
Und ich frage mich, was für eine Mama ich eigentlich bin. Was für eine Mama möchte ich sein? Und was für eine Mama möchte ich auf gar keinen Fall werden?
Auch wenn ich diese großen Fragen in diesen wenigen Zeilen nicht beantworten kann, so dürft ihr doch gespannt sein: Denn ich wage ein Experiment! Und ihr dürft gerne mitmachen, wenn es euch ganz ähnlich ergeht wie mir.
In diesem und folgenden Beiträgen soll es immer mal wieder kleine Geschichten und Denkanstöße geben, vielleicht auch mal eine Tu-, Schreib- oder Malaufgabe, damit wir alle unserer neuen Mama-Rolle etwas näher kommen können.
Eigentlich finde ich das Beispiel mit dem Oberteil ziemlich passend. Denn Kleidungsstücke sind doch gut vergleichbar mit den verschiedenen Rollen in unserem Leben, in die wir täglich hineinschlüpfen oder die wir uns je nach Situation überziehen. Da gäbe es die Rolle der Partnerin oder Ehefrau, die Rolle der Tochter, Schwester, Enkelin und Schwiegertochter, die Rolle der berufstätigen Frau, die Rolle der Freundin und neben vielen weiteren Rollen nun eben auch die neue Rolle der Mama. Jede der Rollen unterscheidet sich von den anderen in ihrem Selbstverständnis und Handeln. Manche fühlen sich wunderbar an, wie eine zweite Haut, so dass wir sie kaum wahrnehmen und andere sind eher ein bisschen unbequem oder fremd. Nun gut, der Shopaholic unter uns weiß, ein Kleidungsstück kann man einfach umtauschen, wenn es nicht richtig passt – das könnte sich bei den meisten Rollen in unserem Leben mitunter etwas schwieriger gestalten. Aber auch da haben wir die Möglichkeit, der einen oder anderen Rolle etwas länger aus dem Weg zu gehen, sie sozusagen ganz weit hinten in den Schrank zu hängen, zumindest für eine Weile.
Die Mama-Rolle ist aber viel zu wertvoll, als dass wir sie nicht jeden Tag mit Freude tragen und mit all unserer Herzensliebe ausfüllen würden.
Wie schön, dass wir unser Leben, Handeln und Denken selbst beeinflussen können. Wir müssen es nur anpacken und selbstbestimmt in die Hand nehmen. So wie wir mit der Nähmaschine aus dem unbequemen Oberteil durch ein paar Abnäher und schicke Bündchen unser Lieblingsstück schneidern könnten, so werden wir auch noch herausfinden, wie wir die Mama-Rolle für uns passend machen können. Bis sie so perfekt sitzt wie eine zweite Haut.
Das Experiment „Mamasein“ ist hiermit gestartet!
Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen, Mitdenken und Mitmachen und freue mich immer riesig über eure Kommentare.